American Football im Ruhrgebiet

Der Reiz vom American Football
Mitten im Wald gibt es sie noch. Die Lichtung.
Und während die Raubtiere der Medien mit ihrem Waffenreportoir bestehend aus Kameras, Smartphones, Tonangeln und Notizblöcken den nächsten Angriff planen, genießt die Beute ihr Mittelpunktdasein.
Denn jene Beute ist kein geringerer als der Prinz von New England. Der GOAT, der Greatest of All Time.
Denn wenn er spricht; wenn er lächelt und sich auf seinem Kinn das charakteristische Grübchen bildet, dann teilt sich die Footballwelt.

Die eine Hälfte glüht vor Liebe wie ein Stückchen Kohle im Ofen, der anderen Hälfte rutscht das Mittagessen wieder zurück in die Speiseröhre.
Doch bei einem Punkt sind sie sich alle einig:
Dass Tom Brady in der letzten Woche vor dem 52. Super-Bowl-Finale die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog, war das Beste, was der NFL vor der gestrigen Nacht passieren konnte.

„the american way of life“
Die National Football League war die letzten Jahrzehnte stets das Vorbild für alle Profiligen der USA.
Ein profitabler Verband, der wirtschaftlich an die Spitze wuchs.
Es wurden mühelos Legenden und Stars geschaffen, Sportgeschichte geschrieben.
Die NFL vereinte eine längst zerrissende USA, knüpfte Freundschaften, und war teilweise sogar Hauptbestandteil auf Famillienfesten.
Dabei schaffte es der Football, sich ständig neu zu definieren und sich im Gegensatz zu anderen Sportarten zu modernisieren.

Ist der Football wirklich so gefährlich?
Dann aber starben zwischen 2002 und 2006 drei ehemalige NFL-Profis, viel zu jung.
Die Todesfälle wurden dato von einem Neuropathologen untersucht. Bei allen drei Sportlern wurde nicht nur Chronisch-traumatische Enzephalopathie (CTE), sondern auch der Zusammenhang mit American Football festgestellt.
Diese Schlagzeilen überrannten die Tagesblätter und Nachrichtensender wie ein Lauffeuer.
Die NFL verharmloste das Risiko von Gehirnerschütterungen zunächst, beauftragte mit Elliot J. Pellman einen zynischen Rheumatologen der noch 2005 feststellte: „Gehirnerschütterungen sind Teil des Berufs.“

Mal zwischengeschoben:

Ein Berufssportler setzt sich in vielen Sportarten immer wieder physischen und vor allem auch psychischen Belastungen aus. Der ständige Druck von Außen, immer 100% geben zu müssen, schädigt nicht wenige Menschen, deren Leben immer zu von Presse, Paparazzi, Fans und Kritiker durchgeleuchtet werden.
Dabei spielt es keine Rolle, ob das ganze beim Football, bei der Formel 1, beim Basketball oder beim Fußball passiert.
Ja, die Sportler beim American Football (und z.B. auch bei der Formel 1, bei der NASCAR, beim Eisjockey, Bergsteigern und einigen anderen) gehören zu den Extremsportlern.
Sie sind sich der Gefahren der jeweiligen Sportart durchaus bewusst und haben sich mit Absicht für diesen Bereich entschieden. Und alleine dies zählt und sollte respektiert werden.

Noch zu retten?
Während der Ansturm an Nachwuchstalenten nach diesen Ereignissen in den USA stark zurückging, bekam man hier in Europa doch kaum etwas von den Ereignissen mit.
Im Gegenteil. Der NFL fasste wieder Fuß und breitete sich auch Richtung Europa weiter aus.
Fakt ist, seit Jahren legen die Quoten hier zu Lande ordentlich zu.
Und inzwischen hat nicht nur die NFL, sondern auch die GFL (German Football League) traditionelle Spielklassen wie die Deutsche Eishockey Liga, die Basketball- oder Handballliga abgehängt. Zur GFL gleich mehr.
Und inzwischen stellt die NFL einen Rekord nach dem anderen auf.

Hier ein paar Funfacts aus den USA:

Über 50 Millionen Dollar werden in den USA am Super-Bowl-Sonntag für Lebensmittel ausgegeben. Für die Nahrungsmittelindustrie ist es somit nach Thanksgiving der zweitwichtigste Tag im Jahr.


4000 Tonnen Popcorn werden am Super-Bowl-Sonntag konsumiert.


1,35 Milliarden Chicken Wings werden von den Amerikanern verzehrt.


Pizza-Lieferdienste machen ein Drittel ihres Jahresumsatzes am Tag des Super Bowl. Die Firma Pizza Hut stellte 2017 extra für den Tag 11.000 neue Aushilfskräfte ein.


Die Kosten für einen 30-Sekunden-Werbespot während des Super Bowls ist im Laufe der Jahre ein wenig gestiegen. 1967 kostete so ein Spot 34.500, 2015 muss ein Unternehmen 4,1 Millionen Euro bezahlen, damit während des Super Bowl Werbung im TV läuft.
2018 kosten die Spots knapp über fünf Millionen Dollar.

Allein in den USA haben über 100 Millionen TV-Zuschauer das Finale geschaut. Weltweit über eine Milliarde.

American Football im Ruhrgebiet
Wie bereits oben geschrieben, ist der American Football schon längst in Deutschland, und somit auch hier bei uns im Ruhrgebiet angekommen.
Meiner Meinung nach zurecht. Ich gebe zu, ich kenne nicht ansatzweise alle Regeln.
Aber dennoch finde ich den Sport interessanter als z.B. Fußball.
Klar, Football ist nicht annähernd so verwurzelt wie Fußball und hat natürlich keine solche Historie hier, aber vll. ist dies auch einer der Gründe, weswegen American Football neugierig macht.

Einer der größten Unterschiede zwischen Fußball und American Football? American Football ist Sport!
Hier laufen keine Models übers Spielfeld, die nach jedem Foulchen eine oskarverdächtige Show abziehen.
Und vor allem ist es bei uns etwas Neues, Unbekanntes. Es wirkt frischer.
Die Spieler wirken bodenständiger, sind den Fans näher.
Ein Vater könnte getrost mit seinen Kindern zu einem Footballspiel ohne Angst zu haben, dass irgendwelche Saufköppe Theater machen. Sowas gibt es bei diesem Sport nicht.
Dennoch, dem Ottonormalbürger ist American Football zu unverständlich und langweilig.
Auch im Schulbereich ist American Football in Deutschland völlig unbekannt. Logisch, mal eben an einigen Schulen ein ganzes Feld aufbauen ist nicht so einfach, wie auf der Wiese Fußballtore oder in der Halle Basketballkörbe hin zustellen.
Gerade deswegen sind die örtlichen Mannschaften im Jugendbereich mit viel Energie aktiv, um den Kindern und Jugendlichen den American Football näher zu bringen.

Richtig gelesen! Örtliche Mannschaften!
Wer sich selber mal ein Bild vom American Football machen möchte, ist sehr gerne eingeladen, im Ruhrgebiet eine Mannschaft aufzusuchen.
Die freuen sich nicht nur über Fans, nein, es gibt bei den meisten Vereinen auch die Möglichkeit, Probetrainings zu absolvieren.

Hier mal eine kleine Auswahl:

AFC Gelsenkirchen Devils

Bochum Rebels

Assindia Cardinals

Dortmund Giants

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