Karneval im Ruhrgebiet

Na, habt ihr heute schön gefeiert?

Ich weiss noch, als ich als kleiner Knirps mit Cowboyhut, angemalten Bartstoppeln und einer Kinderplastikpistole am Straßenrand stand, die vielen großen bunten Wagen bestaunte und Kamelle fangen wollte.
Genau das ist bei uns in Deutschland, natürlich auch hier im Ruhrgebiet als Karnevalszeit bekannt.
Bunte Kostüme, inzwischen mit viel nackter Haut , laute Musik, die man nüchtern kaum noch ertragen kann und jede Menge Alkohol.
Seit etlichen Jahrhunderten schon Tradition – und doch wird der Karneval heute so unwissend gefeiert, dass man mir gerne mal den Vogel zeigt, wenn ich erklären will, wo die Wurzeln des Volksfestes liegen.

Meine Oma versuchte mir stets glaubhaft zu machen, dass der Fasching eine rein christliche Vergangenheit hat und sich von der Fastnacht ableitet.
Die Fastnacht war, bzw ist der Abend vor Aschermittwoch, welcher der Beginn der christlichen Fastenzeit ist.
Es ist der Abend (und auch die Tage davor), an dem man sich nochmal ganz getrost den Wammst vollschlagen darf. Mal ganz kurz erklärt.
Die Herkunft der Fastnacht stimmt jedoch nicht so ganz. Sie leitet sich aus mehreren Bräuchen ab.
Drei davon habe ich mal aufgeführt.

Die Fas(t)nacht
Fakt ist, dass das Christentum viele heidnische Bräuche und Sitten übernommen und in ihre eigenen Interessen abgewandelt haben.
So ist das auch bei der Fastnacht vorstellbar.
Denn die Kelten haben sich schon lange vorher immer zum Frühjahr mit Kostümen und Masken der Fruchtbarkeitsgottheiten verkleidet, um die bösen Winterdämonen zu vertreiben.
Die heidnischen Masken und Verkleidungen blieben auch in der christlichen Zeit erhalten, die Symbole wurden aber den christlichen Bedürfnissen angepasst.

Heute wird übrigens der Begriff Fastnacht von Fasten abgeleitet. Eigentlich hat es etwas mit „fasen“ zu tun. Ein altes Wort für närrisch sein. Deswegen auch im Ursprung Fasnacht. Ohne t.

Karneval
Ein weiterer Vorfahre des christlichen Karneval stammt aus der Römerzeit.
Zu dieser Zeit wurde am Jahresende der Gott Saturn gefeiert.

Während der sogenannten Saturnalien galt es quasi, einach nur Spaß zu haben.
Zu Ehren der Göttin Isis wurde dann ein Schiffswagen, der sogenannte Carrus navalis (schwimmender Wagen) durch die Straßen gezogen und geschaukelt. Der Weinkonsum stieg ordentlich, Würfelspiele um Geld wurden erlaubt. Schon damals wurde so etwas in der Art wie ein „Karnevalsprinzen“ gewählt
Der Saturnalicus princeps (Saturnalienfürst), gerne auch rex bibendi (König des Trinkens) genannt.
Für die Zeit der Festtage wurde praktisch alles verdreht. Sklaven wurden bedient, Männer schlüpften in Frauenkleider. Man bewarf sich mit Rosenblättern, feierte Orgien.

Noch ein möglicher Namennsgeber kommt aus dem Mittelalter.
Dato gabe es eine 40tägige fleischlose Fastenzeit,
die carne vale, was übersetzt ungefähr Fleisch, lebewohl heisst.
Auch auf Wein und Sexualitäten musste verzichtet werden.

Keine Wunder, dass vorher noch eben schnell ausgiebig gefeiert wurde. Natürlich nicht nur mit Alkohol, sondern auch mit viel Essen, Tanz und Musik.

Aber egal, woher der heutige Karneval seinen Ursprung hat. Egal, wie unterschiedlich er in der ganzen Welt gefeiert wird.
Die wichtigsten Aspekte haben sich absolut nicht verändert:
Man hat närrischen Spaß mit Familie und Freunden.

In diesem Sinne,

Ruhrpott helau!

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